August 30, 2023

Onboarding 2.0 – denn motivierte Entwickler:innen sind unbezahlbar

Du hast erfolgreich eine Entwicklerin oder einen Entwickler für dein Unternehmen gewinnen können – Gratulation! Und genau jetzt geht eure Beziehung in die nächste Phase mit einem entscheidenden Schritt - dem Onboarding. Das ist vergleichbar wie in einer Liebesbeziehung, in dem ihr euren Partner bei euch einziehen lässt. Jetzt geht es darum, dass sich diese Person so schnell und so reibungslos wie möglich bei euch zuhause fühlt.
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Die Geschwindigkeit, in der sich die neuen Angestellten in euer Team einleben, definiert deren Produktivität und der des Teams. Produktivität ist hierbei quasi ein Nebenprodukt, was natürlich essentiell für euer Unternehmen ist – der Fokus sollte jedoch der Mensch sein und dessen Integration in eure Firmenkultur. Denn hier geht es weit mehr als nur um Produktivität.

Unzureichendes Onboarding ist teuer

Denn das Onboarding von Entwicklern:innen ist entscheidend, um sicherzustellen, dass sie nicht nur produktive, sondern auch loyale und engagierte Mitglieder deines Teams werden. Untersuchungen haben ergeben, dass viele Unternehmen 25 % ihrer neu eingestellten Angestellten im ersten Jahr verlieren. Diese Fluktuationskosten schlagen ungefähr mit 43.000 Euro zu Buche (zum Vergleich: unbesetzte Stellen kosten ca. 73.000 Euro). Laut Fortune planen 80% der neu eingestellten Arbeitnehmer:innen zu kündigen, wenn sie schlecht eingearbeitet wurden – vor allem bei Remote Work. Und Entwickler:innen, die bleiben, brauchen etwa 6-12 Monate, um voll produktiv zu sein. Dieser Zeitraum hängt natürlich von der Unternehmensgröße ab.

Auf der anderen Seite winkt erfolgreiches Onboarding mit vielen positiven Aspekten:

  • 70% der Teammitglieder mit erstklassigem Onboarding fühlen sich im "bestmöglichen Job".
  • Mit strukturiertem Onboarding steigt die Chance, dass neue Mitarbeiter:innen bis zu 3 Jahre bleiben, um 69%.
  • Laut Boston Consulting Group steigert effektives Onboarding das Gewinnwachstum um das 2,5-Fache und die Gewinnspanne um das 1,9-Fache im Vergleich zu "Sink-or-Swim"-Strategien.

Eine Untersuchung der Aberdeen Group ergab weiterhin, dass strukturiertes Onboarding:

  • die Produktivität um 65% steigert
  • das Angestellten-Engagement und Teamintegration um 69% erhöht
  • die Angestellten-Bindung um 50% verbessert
  • die Einbindung neuer Mitarbeiter:innen in Teams um 49% fördert

Um zu erreichen, dass du Teil der letzten Statistik wirst, erahnt du schon, wie wichtig ein wirksamer und umfassender Onboarding-Prozess für Entwickler:innen ist.

Was ein gelungenes Onboarding von Entwickler:innen leistet

Ein effektiver Onboarding-Prozess für Softwareentwickler:innen zielt darauf ab, neu eingestellte Mitarbeiter:innen vollständig in das Unternehmen und dessen Kultur zu integrieren und ihre volle Leistungsfähigkeit zu entfachen. Mit einem strukturierten Onboarding kannst du:

  • klare Erwartungen und Prioritäten für neue Entwickler:innen festlegen
  • definieren, was Entwickler:innen von deinem Unternehmen im Gegenzug erwarten können
  • das Tempo festlegen, mit dem die Entwickler:innen zu den Unternehmenszielen beitragen werden
  • eine großartige “Developer Journey” bieten für hohes “Developer Engagement”

Andererseits sind neue Mitarbeiter:innen bei unzureichendem Onboarding unzureichend geschult und desorientiert. Letzteres erzeugt ein Gefühl von mangelnder Professionalität deines Unternehmens. Offene Fragen verlangsamen und frustrieren erfahrene Mitglieder der Entwicklungsabteilung, was schließlich zu einem kumulativen Rückgang der Produktivität und Effizienz des gesamten Teams führt.

Das Onboarding ist die erste echte Gelegenheit, deine neuen Angestellten auf einen langfristigen Erfolg vorzubereiten. Auch wenn einige Entwickler:innen mit starken technischen Fähigkeiten ausgestattet sind, kann die Eingewöhnung an den neuen Job dennoch eine Herausforderung für sie sein. Neben neuen Systemen, Prozessen, Erwartungen und einer neuen Codebasis gilt es, das Team und die Kultur kennenzulernen.

Die vier wichtigen Bereiche eines effektiven Onboarding-Programms für Entwickler:innen

Schauen wir uns zunächst den jobspezifischen Teil an. Hier geht es im Grunde um vier Bereiche, die im Onboarding (unter anderem) behandelt werden müssen.

Produkt: Eingehendes Verständnis für das Produkt, das sie entwickeln

Prozess: Erlernen der bestehenden Arbeitsabläufe, Systeme und Tools

Software-Tools: Beherrschung des Tech Stacks und der Entwicklungsumgebung

Anforderungen an die Angestellten: Verständnis der Leistungs- und Verhaltensstandards

Wenn dein Programm nicht auf alle vier Bereiche eingeht, kann es viele Monate dauern, bis sich neue Entwickler:innen vollständig in deinem Unternehmen eingelebt haben. Du musst ihre Bedürfnisse als Lernende richtig verstehen und den Onboarding-Prozess auf die Herausforderungen, denen sie gegenüberstehen, abstimmen. Denk daran, dass die Fähigkeiten sehr unterschiedlich sind, also biete proaktive Hilfe an und baue Kommunikationsbarrieren weitestgehend ab.

Im Vergleich zu anderen Beschäftigten im Unternehmen wünschen sich Software-Entwickler:innen mehr Effizienz, Automatisierung und eine klare Dokumentation, damit sie sich schneller zurechtfinden und Autonomie sowie Verantwortung für ihre Arbeit übernehmen können. Schauen wir uns das als nächstes im Detail an.

Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Onboarding von Entwickler:innen

Das Onboarding von neuen Angestellten muss nicht kompliziert sein, wenn du die passende Anleitung hast. Das oberste Ziel ist es, dass sie sich so schnell wie möglich in eure Unternehmenskultur integrieren, um letztendlich produktiv zu werden. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für ein effektives Onboarding von Entwicklern:innen, mit der sich Fehltritte vermeiden lassen.

Schritt 0 – Pre-boarding

Ein erfolgreiches Pre-Boarding für Softwareentwickler:innen beginnt oft schon vor dem ersten Arbeitstag und dient als Brücke zwischen der Einstellung und dem eigentlichen Onboarding-Prozess. Denn niemand hat Bock, mit Formalitäten oder schlechter Vorbereitung ausgebremst zu werden.

Technische Vorbereitungen sind ebenfalls entscheidend. Stell sicher, dass alle notwendigen Hard- und Softwarekomponenten bereitgestellt und vorab konfiguriert sind. Dies umfasst nicht nur den Arbeitsplatz und das Notebook, sondern auch den Zugang zu Repositories, Entwicklungsumgebungen und anderen Tools, die Entwickler:innen benötigen werden. Richtig, Lizenzen werden hier gerne vergessen. Ein einfacher Zugang zu diesen Ressourcen erleichtert den Einstieg erheblich.

Auch das Team und Vorgesetzte müssen eingeweiht werden, wer da kommt und mit wem arbeiten wird. In diesen Bereich fällt besonders die Wahl von Mentor:innen und “Programming Buddies”. Ein Willkommenspaket, das sowohl digitale als auch physische Materialien enthält, kann hierbei auch sehr hilfreich sein. Es sollte Informationen über das Unternehmen, die Teamstruktur und die ersten Projekte enthalten, an denen der oder die Entwickler:in arbeiten wird. Und ganz ehrlich: Wer freut sich nicht über Geschenke?

Diese Fragen helfen dir:

  • Sind alle Formalitäten geklärt?
  • Welche organisatorischen Dinge können im Vorfeld geklärt werden?
  • Welche Hardware und Software wird benötigt?
  • Welchen Eindruck willst du deinen neuen Angestellten vermitteln?  
  • Was müssen neue Beschäftigte über die Unternehmenskultur, Arbeitsumgebung und ihre Kolleg:innen wissen?
  • Festsetzung Mentor:in / Programming Buddy
  • Wie schaffe ich eine großartige Developer Journey (darauf kommen wir gleich zurück)

Schritt 1 - Einführung

Tag 1: Beginne damit, neue Entwickler:innen in das Unternehmen einzuführen, indem du sie mit Kolleg:innen, Tools und Systemen vertraut machst.

Gib ihnen weiterhin einen Überblick über

  • das Unternehmen
  • das Projekt
  • die Aufgaben
  • die Ziele
  • die Erwartungen
  • die Herausforderungen

Außerdem sollten alle aufkommenden Fragen von neuen Entwickler:innen beantwortet werden.

Stell dir dazu einfach vor, du selbst fängst in einem Bereich deines Unternehmens an – welche Fragen hättest du?

Schritt 2 - Einrichtung

Als Nächstes musst du sicherstellen, dass dein neue Programmierer:innen sich schnell in den Arbeitsfluss einfinden und seine Produktivität steigern kann.

  • Zugang zu Projektmanagementsystemen mit Bearbeitungsrechten gewähren
  • Zugang zu Testumgebungen und API-Schlüsseln gewähren
  • Zugang zu Kommunikationskanälen und privaten Chats gewähren
  • Passwörter für interne Dienste und Tools freigeben
  • ggf. auch physikalischen Zugang zu bestimmten Bereichen ermöglichen

Du kannst ihnen auch nach und nach Zugang geben, wann immer sie ihn brauchen, um eine anfängliche Überforderung zu vermeiden.

Schritt 3 - Dokumentation

Neue Softwareentwickler:innen brauchen technische Dokumentationen, um Best Practices zu erkennen und Projektprobleme zu überwinden. Zu den wichtigsten Informationen gehören:

  • Code(basis) und Datenbanken
  • Code Dependencies
  • Berechtigungen
  • Beispiele und Richtlinien

Dies liefert den grundlegenden und notwendigen Kontext, um Projekte erfolgreich zu starten.

Alle gerade genannten Schritte sind eine Dokumentation für sich, die du ständig aktualisieren musst, damit auch ihr selbst als Unternehmen das Onboarding stets effizient und reibungslos durchführen könnt. Digitale Checklisten (z. B. innerhalb Asana, Trello oder ClickUp) für jeden Schritt haben sich als besonders hilfreich erwiesen!

Best Practices für das Onboarding von Entwickler:innen

Wir können das Onboarding von Entwicklern:innen noch ein Stück weiter optimieren, indem du im Vorfeld wichtige generelle Fragen stellst:

  • Was brauchen Entwickler:innen vor dem Start?
  • Wie lange wird das Onboarding dauern?
  • Wie setzt du Ziele, um den Fortschritt zu messen?
  • Was müssen sie über Kultur und Umfeld wissen?
  • Wie vermeidest du die üblichen Fallstricke beim Onboarding?

Wenn du diese Fragen beantwortest, bist du auf dem Weg zum extrem wirksamen Onboarding. Einige weitere Best Practices sind:

  • Plane Pre-Boarding-Aktivitäten in der Woche vor dem Start
  • Bereitstellung von Kommunikations- und Kollaborationstools für Entwickler:innen für Remote Work
  • Automatisieren Sie sich wiederholende Onboarding-Prozesse
  • Erlaube Pair Programming, um neue Entwickler:innen schneller einzuführen
  • Gib Entwicklern:innen eine gewisse Autonomie bei der Auswahl der ersten Aufgaben
  • Stell sicher, dass die Aufgaben klar definiert und erreichbar sind
  • Plane Zeit ein für Kurse, Konferenzen und die Weiterentwicklung der Fähigkeiten deiner neuen Angestellten

Mit der richtigen Vorbereitung, den richtigen Werkzeugen und einem praxisorientierten Ansatz kannst du deine neuen Entwickler:innen auf maximale Produktivität, Engagement und Erfolg vorbereiten. Doch wir wollen jetzt noch einen Schritt weitergehen in puncto “Developer Candidate Journey”.

Erschaffe eine beispiellose Developer Candidate Journey für hohes Developer Engagement

Das Engagement der Entwickler:innen während der Einarbeitung ist entscheidend für die Produktivität und die Mitarbeiterbindung. Wir möchten dir abschließend einige Strategien vorstellen, mit denen du das Engagement in diesen kritischen ersten Monaten fördern kannst:

Frühe Erfolge fördern

Suche nach Möglichkeiten für kleine, frühe Erfolge, die neuen Entwickler:innen ein Erfolgserlebnis verschaffen. Das können Aufgaben sein wie:

  • Behebung kleinerer Fehler
  • Erstellen einer einfachen Funktion
  • Test Coverage (Tests, die Lücken in bestehendem Code füllen, sind ein guter Anfang)

Frühe Erfolge zeigen neuen Angestellten, dass sie einen Beitrag leisten können. Es stärkt direkt das Selbstvertrauen und das Momentum, um sich größeren Herausforderungen zu stellen. Feiere diese Erfolge öffentlich, um die Leistung zu unterstreichen.

Mentor/in zuweisen

Mentoring haben wir bereits im Vorfeld aufgezeigt – dies trägt erheblich für hohes Developer Engagement zu! Stelle neuen Entwickler:innen einen erfahrenen Mentor oder Mentorin zur Seite, der oder die sie nicht nur fachlich anleitet, sondern auch ermutigt und ihnen Ratschläge gibt, wie sie sich in der Organisation zurechtfinden. Der Einblick von jemandem, der bereits Erfahrung hat, verschafft den Entwickler:innen das Gefühl, unterstützt zu werden. Gelegentliche Rückmeldungen von Mentor:innen halten die Motivation hoch.

Pair Programming / Peer Networking

Entwickler:innen fühlen sich wohl, wenn sie mit Gleichgesinnten über Technologien diskutieren und debattieren können. Biete Verbindungen über Chat-Kanäle, informelle Treffen und gemeinsame Troubleshooting-Sitzungen an. Dies fördert eine Kultur der Zusammenarbeit und des Wissensaustauschs.

Eigenständigkeit bieten

Gib neuen Entwickler:innen nach Möglichkeit Autonomie und Mitsprache bei ihren Aufträgen. Das gibt ihnen die Möglichkeit, ihre Arbeit selbst in die Hand zu nehmen. Erlaube den Entwickler:innen, gelegentlich Aufgaben aus einem Backlog auszuwählen, die ihren Interessen entsprechen oder ihre Fähigkeiten erweitern.

Sorgfältig geplante Aufgaben stellen

Vermeide mangelndes Engagement, indem du klar definierte Aufgaben stellst, die innerhalb von ein paar Wochen abgeschlossen werden sollen. Lange, vage Projekte können die Dynamik abwürgen. Klare Erwartungen und Ziele sorgen dafür, dass die Entwickler:innen herausgefordert werden, aber konzentriert bleiben.

Wachstum der Fähigkeiten erleichtern

Das Onboarding ist ein auch wichtiges Zeitfenster, um neue Fähigkeiten zu entwickeln. Plane Zeit für Online-Kurse, Workshops, Konferenzen und Trainingsmodule ein. Gehe auf die technischen Interessen und Wachstumsziele der Entwickler:innen ein. Wenn du in ihre Fähigkeiten investierst, werden sie diese begeistert anwenden.

Einfluss hervorheben

Hilf den Entwickler:innen zu begreifen, wie sich ihre Arbeit in das Gesamtbild einfügt und sich positiv auf die Nutzer:innen auswirkt. Zum Beispiel, indem du das Feedback von Nutzer:innen zu einer Funktion teilst, die sie entwickelt haben. Das schafft ein Gefühl von Sinn und Zufriedenheit.

Natürlich müssen diese Maßnahmen innerhalb des Onboarding-Programms koordiniert werden. Aber eine Investition in engagiertere und produktivere Entwickler:innen ist sprichwörtlich Gold wert. Mehr noch: Weiterhin baust du an einem kulturellen Firmenfundament, was schwer zu erschüttern ist. Und letztendlich kreierst du einen wunderbaren Ort, um gemeinsam Großartiges zu schaffen.

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