First things first. Insgesamt wurde die Umfrage unter 73.268 Entwickler:innen aus 180 Ländern weltweit durchgeführt. Top 5 der Länder in puncto Beteiligung sind die USA, Indien, Deutschland, England und Kanada (darauf kommen wir später noch zurück). Ausgefiltert wurden die Umfragen, bei denen die Befragten weniger als drei Minuten mit der Umfrage verbrachten. Also absolut unrealistisch, dass hier aufgrund der Länge der Befragung ernsthafte und ehrliche Antworten gegeben wurden. Als Neuerung wurde auch zwischen Anfänger:innen (Leute, die mit Programmieren anfangen) und Profis (professionelle Entwickler:innen) unterschieden. Okay, seid ihr bereit für die Ergebnisse? Auf gehts!
Die Zahl der Menschen, die programmieren online lernen, ist von 60 % aus dem Vorjahr auf 70 % angestiegen. Als Kind der frühen 80er Jahre, welches noch ausschließlich aus Büchern lernen musste, hätte ich mir diese Entwicklung schon vor 20 Jahren gewünscht. Denn online lernen ist nicht nur interaktiv und auch vollständig “hands on”, sondern vor allem auch “social” – du bist nicht allein, sondern deine Freunde und Freundinnen sind ebenfall online und ihr lernt zusammen. Das macht nicht nur Spaß, sondern motiviert auch entsprechend ganz anders … schöne neue Onlinewelt!
Kommen wir zu einem der Hauptpunkte dieser Umfrage – welche Technologien und Tools werden aktuell genutzt und welche würden Entwickler:innen gerne nutzen.
Starten wir mit den Programmier-, Skript- und Auszeichnungssprachen.
Javascript ist hierbei das zehnte Jahr in Folge die am häufigsten verwendete Programmiersprache. Wenig verwunderlich durch die mannigfaltige Anwendbarkeit im Web und anderen Applikationen. Anders sieht es bei denjenigen aus, die das Programmieren erlernen. HTML/CSS, Javascript und Python sind fast gleichauf die beliebtesten Sprachen für Leute, die anfangen zu coden. Interessant ist auch zu sehen, wie wenig die Web3- und Blockchain-Programmiersprache Solidity vertreten ist (1,45 %). Könnte daran liegen, dass die Umfrage nur bis zum 01. Juni 2022 ging.
Insgesamt konnte sich MySQL knapp vor PostgreSQL durchsetzen, während bei den Profis PostgreSQL nur knapp den ersten Platz vor MySQL übernommen hat. Eine beliebte Datenbank in beiden Lagern ist MongoDB. Grund hierfür ist eine große Anzahl von Plattformen und Sprachen, die sie unterstützt.
In der Cloud bleibt AWS die meistgenutzte Plattform insgesamt und für die Profis. Personen, die das Programmieren erlernen, nutzen Cloud-Plattformen anders – hier geht es weniger um Performance und Professionalität. Ansonsten wurde die Google Cloud von Microsoft Azure auf den zweiten Platz verdrängt.
Im Bereich der Frameworks dominieren Node.js und React.js. Dies unterstreicht auch, warum Javascript an der Spitze der Programmiersprachen steht – insgesamt verwenden die ersten Vier Plätze mit jQuery und Express Javascript-Technologien.
“Am meisten geliebt, gefürchtet und gewünscht” ist ein beliebiger Teil der alljährlichen Stackoverflow-Umfrage und verleiht eine gewisse Ahnung, wie die Software Stacks der Zukunft aussehen werden.
Auch im siebten Jahr seines Bestehens ist Rust die beliebteste Sprache. 87% der Entwickler:innen erklärten, dass sie diese Sprache weiterhin nutzen wollen. Gleichzeitig ist Rust zusammen mit Python die begehrteste Technologie, wobei TypeScript knapp dahinter liegt.
Wer Rust nicht kennt, hier ein kurzer Ausflug:
Rust ist eine Programmiersprache, die vor allem auf Sicherheit und Geschwindigkeit ausgelegt ist. Hierbei ist eine der besonderen Eigenschaften von Rust, dass es die Verwendung von "unerlaubten" Speicherzugriff verhindert, was zu weniger Fehlern und einer höheren Sicherheit führt. Rust hat außerdem ein sehr modernes und flexibles Typsystem sowie starke Unterstützung für parallele Ausführung. Diese Eigenschaften machen Rust zu einer äußerst geeigneten Wahl für Systemprogrammierung und Anwendungen, wenn eine hohe Leistung und Sicherheit gefordert wird. Die Sprache wird von vielen Unternehmen und Projekten eingesetzt, darunter auch von Mozilla, dem Entwicklungsteam des Firefox-Browsers.
Nach fünf Jahren, in denen Redis die beliebteste Datenbank war, wird PostgreSQL die beliebteste und gefragteste Datenbank. Außerdem steht sie auch an der Spitze des Wunschzettels von Entwickler:innen. Wer weiß, vielleicht wird sie bereits nächstes Jahr MySQL nach 10 Jahren vom Thron verdrängen.
Gut, sprechen wir jetzt mal über das liebe Geld. Die bestbezahlte Sprache ist nach wie vor Clojure. Wer es nicht kennt, Clojure ist eine dynamische, funktional orientierte Sprache, die viele Konzepte aus Lisp übernommen hat. Eines der besonderen Merkmale von Clojure ist die Verwendung von persistenten Datenstrukturen, die eine effiziente parallele Programmierung ermöglichen. Clojure wird oft für die Entwicklung von Anwendungen im Bereich der Big Data, Webentwicklung und für die Erstellung von Tools und Bibliotheken verwendet.
Weiterhin sind Entwickler:innen von Chef (jetzt Progress Chef) die Top-Verdienenden, aber Chef ist auch das am meisten gefürchtete andere Tool. Big Data- und Data Streaming-Fähigkeiten werden ebenfalls gut bezahlt, mit Apache Spark, Apache Kafka und Hadoop in den Top drei der anderen Frameworks und Bibliotheken. Des Weiteren werden Entwickler:innen mit Colocation-Erfahrung besser bezahlt als ihre Kolleg:innen, die nur mit der Cloud arbeiten.
Im Bereich Web3 und Blockchain gibt es gemischte Gefühle. Klar, 2022 war auch eine ziemliche Achterbahnfahrt für das Metaverse, DeFi, NFTs und die Blockchain. Und Sam Bankman-Fried und der FTX Zusammenbruch sind hier noch gar nicht berücksichtigt. Blockchain Entwickler:innen sind daher hin- und hergerissen, was Blockchain, Krypto und Dezentralisierung angeht. Während 32% dem Thema zumindest positiv gegenüberstehen, sind 31% dagegen und 26% sind sich unschlüssig. Diejenigen, die das Programmieren erlernen, sind zwar positiver eingestellt als die professionellen Entwickler:innen, aber auch von ihnen sind viele unsicher. Bleibt abzuwarten, was 2023 bringen wird in diesem Bereich und ob die Welt in die nächste Wirtschaftskrise stolpert.
Als letztes spannendes Thema betrachten wir nun noch die Entwicklung im Beschäftigungsstatus und Angestelltenverhältnis.
Bei den Vollzeitbeschäftigten gab es bei allen Befragten einen Anstieg um 4 Prozentpunkte. Die Zahl der professionellen Entwickler:innen, die als "unabhängige Auftragnehmende, Freiberufler:innen oder Selbstständige" tätig sind, ist im letzten Jahr deutlich gestiegen (um 5 Prozentpunkte).
Der Beschäftigungsstatus in Deutschland sieht wie folgt aus:
Mit 56 Prozent hat Deutschland unter den 5 Ländern die wenigsten Festangestellten, dafür mit 10 Prozent Teilzeitbeschäftigung 3 bis 4 soviel wie in anderen Ländern (USA bspw. mit 2.73 %). Die Quote der Selbstständigen mit gut 10 Prozent liegt im Mittelfeld, hier ist Kanada mit 12.31 % am stärksten vertreten.
Spannend im Post-Covid-Jahr 2022 ist das Ergebnis über die Arbeitsumgebung. Hierbei geben 85% der Teilnehmenden an, dass ihr Unternehmen zumindest teilweise remote arbeitet. In den kleineren Unternehmen arbeiten 20% der Unternehmen mit 2-19 Beschäftigten vor Ort. In den größeren Unternehmen mit mehr als 10.000 Beschäftigten ist die Wahrscheinlichkeit eines hybriden Arbeitsumfeldes am größten.
Alle Einzelheiten über diese Umfrage findet ihr hier: Stackoverflow Developer Umfrage 2022.
Jetzt seid ihr dran – fühlt ihr euch von dieser Umfrage bestätigt? Und welche Entwicklung für 2023 haltet ihr für realistisch? Lasst es uns wissen!