February 3, 2025

Inklusion im Recruiting: Barrierefreiheit als Wettbewerbsvorteil

Inklusion im Recruiting: Erfahre, wie barrierefreie Bewerbungsprozesse zum Wettbewerbsvorteil werden! Tipps & Strategien für mehr Vielfalt und Chancengleichheit.
alphacoders
Looking for new employees?
Do not hesitate to contact us for a free consultation.

Stell dir vor, dein Unternehmen könnte 25 % produktiver sein und 2,6-mal höhere Gewinne erzielen – wie, einfach so? Nein, einfach indem du Barrieren im Recruiting abbaut. Klingt unrealistisch? Auch nein, denn die Realität sieht wie folgt aus: Laut einer aktuellen Accenture-Studie sind das genau die Kennzahlen von Unternehmen, die Inklusion wirklich leben. 

Doch jetzt kommt der Haken:
Jede zweite Bewerbung von Menschen mit Behinderungen scheitert an nicht barrierefreien Prozessen – von exklusiven Karriereseiten bis zu stressigen Vorstellungsgesprächen. Während du das liest, verlieren Unternehmen täglich Talente, die Innovationen vorantreiben, Krisen kreativ meistern und Teams nachweislich loyaler binden.  

Die Frage ist also nicht: „Können wir uns Inklusion leisten?“ Sondern: „Können wir es uns leisten, sie zu ignorieren?“  

Wie du diese Chancen nutzt, erfährst du in diesem Artikel.  

(Abb. 1: Finanzielle Leistung und Inklusion von Menschen mit Behinderung 2023, Accenture)

Übersicht, Chancen und rechtliche Aspekte

Barrierefreiheit im Recruiting ist also nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit. Und falls du es noch nicht wusstest: allein in Deutschland gibt es 10,4 Millionen Menschen mit Behinderungen. Das bedeutet, fast jeder Achte ist davon betroffen – und die werden ungerechterweise häufig ausgeschlossen. Damit öffnet Barrierefreiheit die Türen zu einem bislang häufig übersehenen Talentpool. Unternehmen, die diese Gruppe ansprechen, profitieren von:

  • Einem erweiterten Talentpool: Viele Talente mit Behinderungen sind hochqualifiziert, aber durch Barrieren ausgeschlossen. Unternehmen, die Barrierefreiheit ermöglichen, gewinnen Zugang zu diesen Fähigkeiten.
  • Besserer Problemlösungsfähigkeit: Diverse Teams, einschließlich Menschen mit Behinderungen, sind nachweislich kreativer und lösen komplexe Herausforderungen effektiver.
  • Nachhaltiges Wachstum: Studien zeigen, dass Diversität die Innovationskraft steigert (lies unseren hier verlinkten Artikel) und langfristig wirtschaftliches Wachstum sichert. 

Problemlösung als StandardSchauen wir ein wenig tiefer. Versetz dich mal in die Lage eines Menschen mit Behinderung. Täglich werden ihnen Steine in Form von den banalsten Aufgaben in den Weg gelegt. Jeden Tag aufs Neue. Dadurch bereichern sie Teams mit einzigartigen Perspektiven und Fähigkeiten, die sie durch ihren Umgang mit Herausforderungen entwickelt haben. Ihre Stärken sind:

  • Kreativität und Anpassungsfähigkeit: Der tägliche Umgang mit Hürden hat sie lösungsorientiert und innovativ gemacht. Diese Menschen besitzen daher häufig eine “Packen-wirs-an-Mentalität”. Viele bahnbrechende Erfindungen wie die Schreibmaschine oder Untertitel entstanden aus dem Wunsch nach Barrierefreiheit.
  • Loyalität: Unternehmen, die die entsprechende Barrierefreiheit schaffen, können auf eine hohe Bindung dieser Mitarbeitenden zählen. Alle für einen – einer für alle!
  • Teamgeist: Sie sind geübt darin, aktiv auf Menschen zuzugehen und Nachsicht zu üben – somit stärken sie das Miteinander im Team.
  • Verhandlungsgeschick: Ihre Fähigkeit, eigene Interessen diplomatisch zu vertreten, ist oft außergewöhnlich.
  • Motivation: Sie möchten beweisen, dass sie genauso leistungsstark sind wie andere – und übertreffen dabei nicht selten Erwartungen. Eine Anstellung gibt ihnen häufig auch Sinnhaftigkeit und das Gefühl, wieder voll am Leben teilzunehmen.

Rechtliche Rahmenbedingungen: Was du wissen musstIm Juni 2025 tritt das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) in Deutschland in Kraft. Allerdings gilt das für digitale Produkte und Dienstleistungen der deutschen Privatwirtschaft – mit Ausnahme von Kleinstunternehmen, die weniger als zehn Mitarbeitende beschäftigen oder einen Jahresumsatz von unter zwei Millionen Euro erzielen. Gemeint sind Produkte und Dienstleistungen wie Computer, Mobiltelefone, Selbstbedienungsterminals, Bankdienstleistungen, Onlineshops und Apps. Ist die Karriereseite Teil der Unternehmenswebseite, die die zuvor genannten Produkte oder Dienstleistungen im elektronischen Geschäftsverkehr anbietet, dann greift das Gesetz. Wir sprechen hier primär von Banken/Bankdienstleistungen, Telekommunikationsdiensten, Online-Shops und Verkehrsunternehmen.Nichtsdestotrotz entwickeln wir uns zu einer Gesellschaft, in der Menschen mit Behinderung uneingeschränkt teilhaben sollen. Fang also schon mal an beim Recruiting. Und obwohl das Recruiting nicht explizit für alle vom Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) betroffen ist, gibt es wichtige gesetzliche Regelungen, die Inklusion und Barrierefreiheit unterstützen:

  • Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Das AGG schützt vor Diskriminierung aufgrund von Behinderung. Stellenausschreibungen und Bewerbungsprozesse müssen so gestaltet sein, dass sie keine Benachteiligungen schaffen.
  • UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK): Deutschland hat sich verpflichtet, Barrierefreiheit und Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen zu fördern. Dies gibt die Richtung für Best Practices vor, auch wenn keine direkten Sanktionen bestehen.

Warum jetzt handeln?Unternehmen, die Barrierefreiheit und Inklusion nicht aktiv fördern, laufen Gefahr, langfristig den Anschluss zu verlieren – sei es in Form von rechtlichen Risiken (die kommen werden), einem eingeschränkten Talentpool oder einer schlechteren Marktposition. Zudem zeigen Initiativen wie der Disability Equality Index in den USA, dass Kund:innen, Partner und Investor:innen zunehmend auf Inklusion achten.Barrierefreies Recruiting und digitale Barrierefreiheit sind also nicht nur Nice-to-have. Es ist eine wichtige Entscheidung, die Unternehmen profitabler, resilienter und zukunftsfähiger macht. Und das wollen wir doch alle(s). Wer die Chance jetzt ergreift, sichert sich nicht nur die besten Talente, sondern auch eine starke Position in einer zunehmend inklusiven Wirtschaft. Schauen wir uns als nächstes an, wie du am besten vorgehst.

(Abb. 2: Vorteile digitaler Barrierefreiheit, myability.org)

Barrierefreie Karriereseiten + Tools, die dir helfen

Barrierefreie Karriereseiten sind der erste Schritt zum inklusiven Recruiting. Sie signalisieren Bewerber:innen mit Behinderungen nicht nur, dass sie willkommen sind, sondern ermöglichen es ihnen auch, sich problemlos zu informieren und zu bewerben. Laut myAbility wird oft übersehen, dass eine barrierefreie Karriereseite für alle Anwendenden Vorteile bringt – sie verbessert nicht nur die Zugänglichkeit, sondern auch die Nutzererfahrung insgesamt.Eine komplizierte Navigation oder schwer zugängliche Inhalte führen dazu, dass Talente bereits beim ersten Kontakt mit dem Unternehmen abspringen. Unternehmen, die hier ansetzen, steigern nicht nur ihre Reichweite, sondern schaffen einen positiven ersten Eindruck.

Wie sieht eine barrierefreie Karriereseite aus?

Eine wirklich barrierefreie Karriereseite berücksichtigt folgende Aspekte:

  • Einfache Navigation: Eine klare und logische Struktur hilft allen Nutzer*innen, sich schnell zurechtzufinden.
  • Lesbarkeit: Große, kontrastreiche Schriftarten und die Möglichkeit, Inhalte mit Screenreadern zu erfassen, sind essenziell.
  • Einfache Sprache: Komplexe Begriffe oder verschachtelte Sätze können Barrieren schaffen – einfache Formulierungen hingegen machen Inhalte verständlich.
  • Alternative Formate: Videos mit Untertiteln, Bilder mit Alt-Texten und Dokumente in barrierefreien Formaten bieten allen Nutzenden Zugang zu wichtigen Informationen.

Tools, die bei der Umsetzung helfen

Die Entwicklung barrierefreier Karriereseiten kann durch spezialisierte Tools und Lösungen vereinfacht werden:

  • WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool): Prüft Websites auf Barrierefreiheit und liefert konkrete Verbesserungsvorschläge.
  • axe DevTools: Ein Plugin zur automatisierten Überprüfung von Barrierefreiheitsstandards direkt im Browser.
  • Adobe Acrobat Pro: Unterstützt bei der Erstellung barrierefreier PDFs.
  • Siteimprove: Überwacht die Barrierefreiheit kontinuierlich und liefert Optimierungsvorschläge.
  • myAbility.org: Eine Plattform, die Unternehmen bei der Entwicklung inklusiver Prozesse und Karriereseiten begleitet.
  • NVDA oder JAWS: Testen Sie Ihre Seite mit Screenreadern, um sicherzustellen, dass Inhalte korrekt vorgelesen werden.

Best Practices aus der Praxis

Erfolgreiche Unternehmen zeigen, wie es geht:

  • Kommunikation von Inklusion: Auf der Karriereseite klar und sichtbar machen, dass Barrierefreiheit ein Teil der Unternehmenskultur ist.
  • Barrierefreies Bewerbungsformular: Ein einfach gestaltetes, flexibles Formular, das verschiedene Eingabehilfen unterstützt, ist unerlässlich.
  • Feedbackmöglichkeiten: Bewerber:innen sollten die Möglichkeit haben, Barrieren zu melden, damit sie schnell behoben werden können.

Barrierefreies Recruiting

Barrierefreies Recruiting stellt sicher, dass alle Bewerber:innen – unabhängig von physischen, sensorischen oder kognitiven Einschränkungen – gleiche Chancen im Bewerbungsprozess haben. Über die vielen Vorteile eines inklusiven Ansatzes weißt du ja jetzt Bescheid – höchste Zeit, es direkt in den Angriff zu nehmen.

Die wichtigsten Do’s und Don’ts im barrierefreien Recruiting

Do’s:

Stellenanzeigen inklusiv gestalten:

  • Vermeide Fachjargon und komplizierte Formulierungen.
  • Nutze Begriffe wie „barrierefreier Arbeitsplatz“ oder „wir begrüßen Bewerbungen von Menschen mit Behinderungen“

Kommunikation anpassen:

  • Biete verschiedene Kontaktmöglichkeiten an (z. B. E-Mail, Telefon oder Chat).
  • Stelle sicher, dass Recruiter:innen für die Kommunikation mit Menschen mit Behinderungen geschult sind.

Digitale Barrierefreiheit gewährleisten:

  • Das Bewerbermanagementsystem (ATS) sollte mit Screenreadern kompatibel sein.
  • Alle Formulare und Dokumente müssen zugänglich und leicht ausfüllbar sein.

Feedback einholen:

  • Frage Bewerber:innen, ob sie während des Prozesses Unterstützung benötigen oder auf Barrieren gestoßen sind.
  • Nutze das Feedback zur kontinuierlichen Verbesserung.

Don’ts:

  • Stereotype Annahmen treffen: Gehe nicht davon aus, welche Tätigkeiten Menschen mit Behinderungen ausführen können.
  • Standardlösungen verwenden: Nicht jede Einschränkung ist gleich. Flexibilität und Individualität sind gefragt.
  • Barrieren ignorieren: Selbst kleine Hürden wie schwer lesbare Formulare können potenzielle Talente abschrecken.

Vergiss nicht:

Barrierefreies Recruiting eröffnet euch einen neuen und oft übersehenen Talentpool – und damit fördert Ihr nicht nur Diversität, sondern auch Chancengleichheit in einer ungerechten Welt. Mit der Anwendung unserer Hinweise und der Bereitschaft, Prozesse kontinuierlich zu verbessern, wird euer Bewerbungsprozess inklusiver und öffnet Türen zu bisher ungenutzten Talenten.Wenn du barrierefreies Recruiting mit wöchentlichen Reportings outsourcen willst oder Unterstützung in diesem Bereich brauchst, kontaktiere uns gerne und wir erklären dir, wie dein Unternehmen individuell von dieser Strategie profitiert.

Jetzt kontaktieren